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Schlagwort: Nägel

Seine Hände

Neulich legte ich mitten in der Nacht meine Hand in seine, sodass sich unsere Fingerglieder ineinander verschränkten. Der sanften Berührung im Schwebezustand zwischen Wachsein und Schlaf entstieg sofort der Drang, über diese unglaublichen Hände zu schreiben. Es gab auch schon andere Männerhände in meinem Leben: Solche, die fast zu klein wirkten für den stattlichen Besitzer und mich deshalb rührten. Was für heimliche Schönheitsrituale verbargen sich hinter den akkurat geschnittenen Nägeln auf den verstörend gepflegten Nagelbetten?, fragte ich mich.  

Seine Hände mit den langen, festen Gliedern haben genau die richtige Grösse: Sie umschliessen meine Hände ohne zu starken Druck. Die Haut fühlt sich samtig-weich an, ist stets trocken und schenkt Sommer wie Winter mediterrane Sonnenwärme. Speicherhitze wie zu Grossmutters Zeiten der Kachelofen! «D Meitli leged d Händsche a, d Buebe laufed gschwind», heisst es in einem sehr bekannten Deutschschweizer Kinderlied. Handschuhe trägt er im Winter tatsächlich fast nie, ich hingegen gehe selten ohne aus dem Haus. Es sei denn, seine unglaublichen Hände sind in Griffweite.

Es sind Hände, die nie tropisch-feucht-ekelerregend sind. Ein Mann mit Händen, die sich falsch anfühlen: Schwierig, ja unmöglich. Das Verlangen nach seinen Händen zerrte sofort an mir. Es ist die Sehnsucht nach diesem Urgefühl: Dem Geborgensein durch ihn.