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Hello Hipsters

Am Bahnhof Hardbrücke steht irgendwo geschrieben: «You could cut your brain in two pieces and you still wouldn’t be open-minded.» Ich lächle in mich hinein, denn seit einer Weile dämmert mir, dass ich engstirniger bin, als ich immer dachte. Es gibt wenig Menschen, die wirklich tolerant sind – das hat die kluge Eremitin schon vor Jahren erkannt. Gleichwohl habe ich eine Faszination für alles Fremde. Eine Kollegin erzählt mir von einer Reise nach London, die sie mit ihrem marokkanischstämmigen Ehemann unternommen hat. Die Wahrnehmung einer dunkelhäutigen Person gegenüber sei dort etwas völlig anderes. Im Klartext: Hier in der Schweiz sind dunkelhäutige Personen immer noch eher selten, während in London zum ersten Mal in der Weltgeschichte mehr dunkel- als hellhäutige Menschen leben.

Ich freue mich, dass das die Richtung ist, die die Menschheit eingeschlagen hat. Aber es stellt auch grosse Herausforderungen an uns, ist es doch so viel einfacher, sich mit Gleichgesinnten zusammenzuraufen. So wie sich am Winterthurer Nachtbazar auf dem Lagerplatz die Hipster-Latte Macchiato-Fraktion zusammenfindet, die seit einiger Zeit immer zahlreicher wird, weil sie ins Reproduktionsalter gekommen ist. Die Söhne tragen kecke Schirmmützen, die Töchter Ballerinas und man ist sich nicht ganz sicher, ob hier bald ein Spot für H&M oder C&A abgedreht werden soll. «Diese Kinder sind besser angezogen als ich!», ruft die Eremitin empört. Die Latte-Macchiato-Fraktion vereint eben alternativen Lebensstil mit Modebewusstsein. Ob sie tatsächlich so tolerant ist wie sie sich gibt – darauf bin ich gespannt.