Skip to main content

Hello Hipsters

Am Bahnhof Hardbrücke steht irgendwo geschrieben: «You could cut your brain in two pieces and you still wouldn’t be open-minded.» Ich lächle in mich hinein, denn seit einer Weile dämmert mir, dass ich engstirniger bin, als ich immer dachte. Es gibt wenig Menschen, die wirklich tolerant sind – das hat die kluge Eremitin schon vor Jahren erkannt. Gleichwohl habe ich eine Faszination für alles Fremde. Eine Kollegin erzählt mir von einer Reise nach London, die sie mit ihrem marokkanischstämmigen Ehemann unternommen hat. Die Wahrnehmung einer dunkelhäutigen Person gegenüber sei dort etwas völlig anderes. Im Klartext: Hier in der Schweiz sind dunkelhäutige Personen immer noch eher selten, während in London zum ersten Mal in der Weltgeschichte mehr dunkel- als hellhäutige Menschen leben.

Ich freue mich, dass das die Richtung ist, die die Menschheit eingeschlagen hat. Aber es stellt auch grosse Herausforderungen an uns, ist es doch so viel einfacher, sich mit Gleichgesinnten zusammenzuraufen. So wie sich am Winterthurer Nachtbazar auf dem Lagerplatz die Hipster-Latte Macchiato-Fraktion zusammenfindet, die seit einiger Zeit immer zahlreicher wird, weil sie ins Reproduktionsalter gekommen ist. Die Söhne tragen kecke Schirmmützen, die Töchter Ballerinas und man ist sich nicht ganz sicher, ob hier bald ein Spot für H&M oder C&A abgedreht werden soll. «Diese Kinder sind besser angezogen als ich!», ruft die Eremitin empört. Die Latte-Macchiato-Fraktion vereint eben alternativen Lebensstil mit Modebewusstsein. Ob sie tatsächlich so tolerant ist wie sie sich gibt – darauf bin ich gespannt.

Ein Recht auf Liebestöter

Bridget Jones, die liebenswürdig-tapsige Katastrophen-Frau, hat den Begriff salonfähig gemacht: Liebestöter. Ein Liebestöter ist eine überdimensional grosse Unterhose, unmöglich in Schnitt und Farbe, die unter mysteriösen Umständen in die eigene Wäschekollektion geraten ist und darin eigentlich überhaupt keine Existenzberechtigung hat. Sie fällt völlig aus dem Rahmen, tummelt sich hässlich und munter zwischen den Cadillacs ihrer Gattung. Die Eremitin hat dafür den schönen Begriff «Gammler» geprägt. Fast jede Frau hat irgendwo so einen Liebestöter herumliegen, wenn sie nur tief genug in der Kommode gräbt.
Peinlich wird es erst dann, wenn unsere Liebestöter Blicken ausgesetzt sind, für die sie nie bestimmt waren. Einmal geriet der Gammler einer Freundin in die Schmutzwäsche der Männer-WG ihres damaligen Freundes. Einen Vollwaschgang später sah sein Kumpel den Liebestöter in seiner ganzen Pracht an der Wäscheleine hängen und konnte sich einen abschätzigen Kommentar nicht verkneifen. Ihr Freund nahm das unappetitliche Textil seiner Freundin in Schutz, indem er sagte: «Das ist eben ihre Mens-Unterhose».
Unterhosen, die frau nur während ihrer Tage trägt? Woher er das wohl hatte? Die Amazonen waren sich für einmal alle einig: Auch wir wünschen uns einen Mann, der unsere Liebestöter vor seinen Kumpels in Schutz nimmt und sogar dann noch schmeichelnde Worte für uns findet, wenn wir in dieselben gehüllt vor ihm stehen. Denn Liebestöter sind vor allem eins: Der eindrückliche Beweis dafür, dass wir uns selbst nicht allzu wichtig nehmen. Bridget Jones würde mir beipflichten.

Die Tattoo-Brüderschaft

Neulich sitzen die Amazonen und ich in der Kneipe, als wir mit vier Männern um die Zwanzig ins Gespräch kommen. Eine ganz alltägliche Situation. Was in der Folge passiert, ist allerdings nicht mehr ganz so alltäglich. Wer hätte gedacht, dass auf unsere harmlose Frage, «Seid ihr gute Freunde?», eine dermassen eindrückliche und in der Tat «handfeste» Antwort folgen würde. Wir staunen nämlich nicht schlecht, als die jungen Männer wie auf Kommando den Gürtel ihrer Jeans lockern, Knopf und Reissverschluss öffnen, sich umdrehen und uns ihre nackten Pos auf dem Präsentierteller entgegenstrecken.
Einen Moment lang sind wir sprachlos, was im Kreise der Amazonen wirklich nur in Ausnahmefällen vorkommt. Bis wir entdecken, dass auf allen entblössten Ärschen die gleiche Tätowierung prangt, haben wir unsere Sprache wieder gefunden und es kommt wie aus einem Mund: «Ist die neu?» Gekreische. «Was ist das?» Gelächter und Gekicher. Es ist eine Art chinesisches Schriftzeichen, das sie sich eben erst haben stechen lassen. Eine Tätowierung auf dem Arsch – was für ein Freundschaftsbeweis! Wir sind uns einig, dass ein tätowiertes Herz mit dem Namen des Freundes oder der Freundin lächerlich anmutet. Aber Freunde, die auf diese körperliche Art ein Leben lang aneinander erinnert werden wollen, das hat Stil!
Die Amazonen wollen den Jungs dann natürlich in nichts nachstehen und präsentieren voller Stolz ihren Freundschaftsring. Doch die Geste wirkt fad, ja die ganze Ringgeschichte wirkt plötzlich extrem langweilig und alltäglich. Schweren Herzens müssen wir diese Niederlage einstecken. Ich versuche dann zu trösten, indem ich sage: «Wir würden sowieso kein Motiv finden, das uns allen gefallen würde.» Worauf Lockenkopf wie aus der Pistole geschossen und in vollem Ernst sagt: «Ich glaube, ich würde ein Schmetterlingstattoo wollen.» Die Reaktion der anderen lässt nicht lange auf sich warten: «Ein Schmetterling? Spinnst du eigentlich?» Die durchdiskutierten Nächte, bis wir dann noch die geeignete Körperstelle auserkoren hätten, möchte ich uns doch lieber ersparen…

Lebensabschnittsmöbel

Gegenstände können auf vortreffliche Weise einen bestimmten Lebensabschnitt symbolisieren. Mit achtzehn ist es oftmals das erste eigene Auto: Es drückt die neu gewonnene Unabhängigkeit aus, es steht für Aufbruch. Das erste eigene Auto bedeutet: Ich ziehe los, um die Welt zu erkunden. Jeder neue Lebensabschnitt weckt in dieser Hinsicht wieder neue Begehrlichkeiten.
So träumen die Amazonen und ich von einer freistehenden Badewanne mit Löwenfüsschen. Das wär’s! Die Römerin gibt jedoch zu Bedenken, dass wir uns definitiv noch nicht in dieser Lebensphase befinden. Eine freistehende Badewanne mit Löwenfüsschen, das klingt nach grossen Wohnräumen mit hohen Decken und grossen Fenstern; es klingt ein bisschen nach Künstlerdasein, auch nach Yuppie-Style. Doch niemand von uns hat sich schon so weit emporgearbeitet, dass wir nur im Entferntesten an so ein mondänes Leben denken könnten.
Die Römerin zum Beispiel steckt momentan in der Lebensabschnittsphase «Bettsofa». Sie bewohnt ein Studio, und da sie oft künstlerisch tätig ist und den Boden benutzt, um zu arbeiten, würde ein Bett zu viel Platz versperren. Ein Bettsofa kann sie schnell aus-ziehen und am Morgen nach dem Aufstehen wieder wegräumen. Ein Bettsofa-Besitzer hat sich zwar noch nicht richtig im Leben eingerichtet, hat sich aber dafür entschieden, seinen Träumen Raum zu geben. Einen Schritt weiter ist Lockenkopf. Sie ist gerade mit ihrem Freund in eine Altbauwohnung gezogen – die Betonung liegt auf Altbau. Denn es gibt Stimmen, die beharrlich behaupten, ihre Wohnung sei gar keine Altbauwohnung. Lockenkopf hat sich wohl ein bisschen in die Vorstellung vernarrt, in einer coolen, alternativ angehauchten Altbauwohnung zu leben. Wohl deshalb hat sie sich bei nächster Gelegenheit bei der Verwaltung erkundigt, was denn eigentlich die typischen Merkmale für eine Altbauwohnung sind…
Immerhin wohnen wir alle noch zu Miete. Spätestens wenn wir anfangen, uns nach Landparzellen umzusehen, die wir bebauen können, sind wir definitiv im Begriff, in eine nächste Lebensphase überzutreten. Doch vorher kommt ja noch die Phase mit der freistehenden Badewanne und den Löwenfüsschen. Die möchte ich auf keinen Fall verpassen.

Schafft den Sonntag ab

«Für Singles ist der Sonntag einfach der beschissenste Tag der ganzen Woche!» Das kam so ehrlich und aufrichtig aus dem Mund von Kaktusblüte, dass mich sogleich das Bedürfnis überkam, mich demütig vor ihr niederzuknien und sie gleichzeitig stürmisch zu umarmen. Mit diesem Satz spricht sie mir und Millionen von anderen Singles rund um den Erdball aus tiefstem Herzen. Am Sonntag hat man sich als Single gefälligst selbst zu genügen, denn Sonntag ist Familientag. «Normale» Leute verbringen den Sonntag mit dem Partner und – falls vorhanden – den Kindern. Der Sonntag ist der Familienpicknick-Tag, der Connyland-Ausflugtag oder der Im-Bett-bleiben-lesen-und-vögeln-Tag. Es gibt nur wenig, was sich in der globalisierten Welt an traditionellen Werten halten konnte, der Sonntagsbratenschmaus mit anschliessendem Spaziergang hat den Sprung in die Moderne leider geschafft.
Ich möchte nicht wissen, wie viele Singles sich am Sonntag im Fitnesszentrum auf den Geräten abstrampeln, nur um gegen die Leere anzukämpfen, die sich in ihrem Innern breit macht, ihnen den Hals zuschnürt und ihnen das Herz schwer werden lässt. So ein leerer Sonntagnachmittag kann zentnerschwer auf einem liegen, so viel kann ich rübermorsen von meinem beziehungslosen Planeten. Am Tag der Gemeinschaft auf sich gestellt zu sein, steigert die gefühlte Einsamkeit – und, je nach vorüberziehendem Tiefdruckgebiet – auch die Verzweiflung.

Und was ist das Erste, was wir gutmütigen Single-Freundinnen intuitiv tun, wenn eine unserer Freundinnen verlassen wird? Wir sorgen für die Sonntagnachmittagsunterhaltung. Wir laden zum Kaffee, ins Kino oder ins Museum. Weil Liebeskummer und das Sonntagsgefühl sich schlecht vertragen. Schonen, schonen, schonen ist jetzt oberstes Gebot, die Freundin soll keinesfalls diesem klammen Gefühl ausgesetzt sein, das für uns zum Alltag gehört. Wenn wir ehrlich sind, geniessen wir die unerwartete sonntägliche Gemeinschaft. Obschon der Nachgeschmack etwas schal ist im Abgang. Denn wir wissen genau, dass wir nur die Lückenbüsser sind. Sollte sich das ganze Trennungsdesaster bei Lichte betrachtet doch nicht als ganz so tragisch erweisen, sitzen wir bereits nächsten Sonntag wieder ohne Begleitung im Café. Doch dieses Risiko gehen wir ein. Schliesslich haben wir nichts zu verlieren. Ausser einem weiteren dumpfen Sonntagnachmittag.

Papa Römerin und das Sonnenblumenfeld

Sonnenblumen sind Sommerfreuden. Und so staunte ich nicht schlecht, als ich diese Woche bei den Eltern der Römerin war, um etwas abzuholen. Vor dem Wohnzimmerfenster von Papa und Mama Römerin breitete sich nämlich frontal ein riesiges Sonnenblumenfeld aus wie ein verheissungsvoller Teppich. Ein Sonnenblumenfeld vor das Haus gepflanzt zu bekommen, das ist wie ein Sechser im Lotto, schliesslich kann man sich einen ganzen Sommer lang daran erfreuen. Dieses Gelb, das so frisch aussieht, wie sich ein leichter Sommerregen auf einer Vespa anfühlt – oder so grell, dass es blendet, wenn die Sonne im Zenit steht, wie mich Papa Römerin aufklärte. Zum Glück muss ich nie eine Sonnenbrille aufsetzen, wenn ich an einem sonnigen Tag nach dem Mittagessen Zeitung lesen will, und von unerwünschten Flug- und Kriechtieren mit haarigen Beinen werde ich auch verschont, wer weiss, vielleicht würden die Mücken oder Käfer auch böse Viren übertragen, während ich nichtsahnend auf meinem Liegestuhl fläze, ja und mein süsser Kater Merlin – wie leicht könnte er sich in so einem Sonnenblumenfeld verhaken, verhungern oder verdursten, ja und ausserdem: Wer weiss, wie viel Strahlkraft dieses Sonnenblumengelb tatsächlich hat, vielleicht reicht es bis ins Universum, Ausserirdische fangen das Signal ein und eines Nachts landen sie auf meinem Sonnenblumenfeld und nehmen mich gefangen und entführen mich in die Alpha Centauri-Galaxie oder brandmarken mich und ich erlebe die Evolution rückwärts, Tag für Tag, bis ich mich irgendwann in einen Käfer mit haarigen Beinen verwandle wie Gregor Samsa, ja und was für eine Katastrophe, wenn die Sonnenblumen verblühen, dann hätte ich ein Meer von brandschwarzen, toten Sonnenblumen, die den Kopf hängen lassen, vor meinem Fenster, die mich an Zerfall, Tod und Verwesung erinnern, ja ein unmissverständliches Zeichen für den nahenden Winter, ja viel schlimmer noch als Blätter, die vom Baum fallen, und dann, am schwärzesten Tag von allen, fährt der Mähdrescher auf und das Sonnenblumenfeld wird abrasiert und verwandelt sich in eine dunkle Einöde, die sich wie ein Wundmal in die Landschaft und in mein Herz bohrt. Uff, bin ich froh, dass ich kein Sonnenblumenfeld vor dem Wohnzimmerfenster habe.

Der rosarote Ponyfurz

Es war der dreissigste Geburtstag einer meiner Freunde, der mit einem Knall die Zeitenwende einläutete. Zum Spass hatte jemand Rauchkugeln mitgenommen, die im Verlauf des Abends gezündet wurden. Einer war knallrosa, und jemand rief aus: «Das sieht ja aus wie ein rosaroter Ponyfurz!» Wir lachten uns halb kaputt über diese Bemerkung. Doch seither ist der rosarote Ponyfurz in unser Leben eingekehrt. Er symbolisiert das in Watte gepackte Kleinfamilienparadies, in das sich jetzt immer mehr meiner Freunde begeben. Es kommen die Kinder, und alles verändert sich. Plötzlich flattern Bruncheinladungen ins Haus. Beginn sonntags um elf Uhr. «An einem Sonntag um elf schlafe ich noch!», empören wir Kinderlosen uns. Und noch vor wenigen Jahren – wenn nicht Monaten – hätten sie es noch genauso gemacht. Aus Schlafmützen sind liebevolle und engagierte Mütter und Väter geworden. Ich nehme an, ich werde mich daran gewöhnen müssen. Vielleicht ist es ja sogar schön. Ich möchte dieses neue Abenteuer auch unbedingt mit meinen Freunden teilen, was mich allerdings nicht davon abhalten wird, auch in Zukunft sonntags auszuschlafen. Und so ertappe ich mich dabei, wie ich mich im Stillen freue, wenn Lockenkopf am Frauenabend ins Lokal stürmt und ausruft: «Die Kleine ist so etwas von anstrengend im Moment. Wo ist der Alkohol?»

Die sieben Zentimeter

Das mit dem Frausein ist so eine Sache. Auf unserem Weg zur vollkommenen Sinnlichkeit werden uns immer wieder Fallen gestellt. Die sieben Zentimeter beispielsweise. Ab sieben Zentimeter sind High Heels nämlich offiziell High Heels. In Stöckelschuhen fühlen sich Frauen selbstbewusst und weiblich. Weil Frauen auf hohen Schuhen durch die Landschaft schaukeln, jedem Kanaldeckel ausweichen und dabei immer noch souverän lächeln sollten, sind sie manchmal ganz froh, ab und an einen Mann an ihrer Seite zu wissen, an dessen Arm sie sich ein wenig unterhaken können. High Heels scheinen nie eine falsche Wahl zu sein, auch nicht auf einer schneebedeckten Strasse in einem Schweizer Wintersportort. Die Szene, dessen Zeuginnen wir Amazonen in jener Neujahrsnacht werden: Zwei Liebespaare stehen am Strassenrand und warten auf ein Taxi, die Damen sind zurechtgemacht und tragen doch tatsächlich…High Heels. Wir schauen uns ungläubig an, so viel Dummheit macht sogar uns sprachlos. «Diese Frauen können heute Abend tatsächlich keinen einzigen Schritt alleine tun», sage ich in das Schweigen hinein. Die Römerin antwortet: «Was denkst du denn, die haben VIP-Eintritte in einen angesagten Club. Die müssen heute gar nicht mehr auf die Strasse.» Nicht so wie wir, die in Silversternächten meistens noch bis kurz vor zwölf um die Häuser ziehen ohne zu wissen, in welche Säuferbar es uns dieses Mal verschlagen wird.

Wir stapfen also weiter durch den Schnee und finden tatsächlich noch ein warmes Plätzchen für den Moment des Champagnerknallens. Als die Uhr Mitternacht anzeigt, fallen wir uns stürmisch um den Hals, uns von ganzem Herzen alles Gute wünschend. Danach ist mir etwas feierlich zumute. Und anstatt meiner Weiblichkeit mit sieben Zentimeter hohen Absätzen Ausdruck zu verleihen, beschliesse ich, mir fünf süsse Zentimeter der etwas anderen Art zu gönnen. «Ich lasse mir jetzt am Automaten einen Taschenvibrator raus», verkünde ich meinen Freundinnen in feierlichem Tonfall und rutsche von meinem Barhocker. Auf ein vibrierendes neues Jahr!

Als ich den Automaten im Untergeschoss anpeile, stehen da bereits zwei Frauen, die sich angeregt unterhalten. Ich denke bereits daran, meine Mission auf später zu verschieben, weil ich mich ein klitzekleines bisschen geniere. Doch dann beschliesse ich, zu meinem Bedürfnis zu stehen und fasse mir ein Herz. ICH KAUFE MIR HEUTE NACHT EINEN VIBRATOR, wiederhole ich innerlich mein Mantra, füttere den Automaten mit zwei Fünfliberstücken, als ich feststellen muss, dass dieser Automat kein Rückgeld gibt. Anstatt acht Franken zahle ich deren zehn. Aber was soll’s, schliesslich ist heute Silvester und vielleicht ist meine Neuanschaffung ja eine echte Investition. Mit grösster Sorgfalt wähle ich die richtige Taste, schliesslich will ich kein Kondom, nein, ich will einen TOY BOY. Die zwei Frauen, die sich nun über meinen Kopf hinweg unterhalten müssen, nehmen keine Notiz von mir. Ohne Unterlass plappern sie weiter. Und gerade, als ich das Päckchen aus dem Fach nehmen und verduften will, kommt eine junge Frau die Treppe herunter und verkündet lautstark: «Dä muess huere geil si, mini Fründin hät dä glich!» Es war einer meiner aufregenderen Silvesternächte.